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Vom Lernen

I

Ende der Spielzeit
neue Verlockung an belebter Straße

Jesus empfängt den Ruf zu reisen
sein Alter etwa fünfzehn Jahre

Aufbruch offenbar von Galliläa
mit einer Karawane Richtung Indien

Erleuchtungspraktiken strahlen
in den Mittleren Osten    siehe Einswerden

scheint eine Mutmaßung in Jünglingen
Einssein das Ziel mit Sprung durchs Nadelöhr

auf Spaß einlassen         wenig abgeben 
während eines geschickten Nachgebens

zu dieser Zeit ungeteilt
ist Jesu Ehrfurcht gegenüber Frauen

 

II

Unter angenommenem Namen predigt er
zu ``Niedrigen`` in Indien    erster Kontakt

schon mit der Ahnung verflochten
nimm dies und im Brechen

geteiltes Brot               plus Wein  
wenn er in aller Munde sein wird     mein Blut

du sollst oder du sollst nicht
darüber bestehen geteilte Ansichten

zum Beispiel von oben
wenn unten Unruhe laut wird

wer vom zu Verteilenden mehr beansprucht
darf betteln      stehlen      nein        aber

ihr seid alle meine Kinder
für den Fall dass Zahlen Wunder wirken

habe heute leider wenig Zeit    geht mal so hin
der Friede lungert gerade herum

bitte nicht gewaltsam dagegen anlaufen
Blut im Schnee    vielleicht  ein Lichtfest

der Herr        später mit Verkündigung
gibt es den Seinen im Schlaf

zeitraubende Buße unangebracht
Hagel schlägt eben Löcher ins Dach

 

III

Karawane ``Aditi`` zuckelt heimwärts
humda humda    zwischen den Höckern

Himalaja-blind       Haschisch eine Gabe
zur Weihe Rauch     alten Riten angepasst

Jesus ist verwandelt    Zen teilt sich jetzt
Zen verdeutlicht sich besser

in Parallelen    mein Gott    wenn die das
in Jerusalem spitzkriegen    

der Pilatus der schielt schon
so gefährlich    von wem beeinflusst

doch wohl nicht aufs Kreuz legen
Nachrichtensperre im Kerker   das gelang

damals     heute nicht mehr      ES
hat eine neue Sprache       ``0 / 1``

ja,  Frau Nachbarin und eines noch Herr Nachbar:      
schon die blind verwobenen Licht gebundenen
Maschen im Internet betastet?

  

 

 

Gegen Einfältiges    Vielfältiges    schwach verklebt

Türkischer Honig    mehr als seine Süße    Fingerkuppen schwerer 

Höhlenzapfen   zwischen Zweien   zu sich selber tasten  

mit der Ente im Bad   zum Tierlaut    freigeschwommen

waberndes Genüge   bei den rosa Flossen   offenen Mundes Fisch

wohin mit den Ovalen   sogar die Seife   ein Format der Innenhand

 

wir winken    der Arm die Waage über Fährten    Nordstern ein Gewicht

am Nachtstrand    im Raum von Wurf zu Wurf    flacher Steine

mit den Fühlern des Sandflohs   zwischen den Zehen   der Abend

Traumhöhe   an der Sehne mit dem Pfeil   Licht gefiedert

Mondschein und Muschel   wer lässt sie allein   matt in Perlmutt

im Umkreis ihrer Absätze    täuschend fremd    die Nähe

 

vorläufig    das Absetzen der Tasse   während einer Befragung

Faltenwurf    beim Auge eine Träne   wer nimmt sich ihrer an

mit dem Würfel    zaghaft ausgerollt   die 6 liegt oben

Lippenschwung    von dieser Neigung seiner Röte    den Gast ermitteln

der Hals der kleinen Flasche   ihr Parfüm    schon bald am Ende

morgens eilig   die gesuchte Spinne   wir finden sie im Katalog Linnés

 

schmerzlos hört es nicht auf beim spitzen Violett im Amethyst

Rachaella hat Geduld    der Nebel streift für sie   zu frühe Bindung ab

 

 

 

Entspannt Entlehnt

in geliehener Gestalt   kaum eine Wahl   sich zu beweisen

sie unterscheidet   Gold am Armband   Gold im Flussbett

unser Boot   gespiegelt   mitten im Fischmaul eine Mücke   

jetzt sprechen die Wirbel   allein am Ruder   von Rudernden

zwischen Wellen    Oktopus Tusche   darin sich verbergen

hinter einer Tauchermaske    Atem    trübt die Scheibe     

 

Halbschatten   entbehrt entliehen   Dämmerung um den Hals

einer ruft mit seiner Schwester Stimme Schlangen in die Erde

Nacht am Fenster    Mottenwirbel    wer von uns ist innen

nachdenklich   mit Knick nach links   die Warze streift Textur  

Süden zweier Schneisen    eine zieht durch Kraushaar

beruhigt    mit dem Wort Mond   Wasser in gewölbter Schale  

 

Francis Bacons Farbfleck   das linke Knie am rechten Ohr

ein Stuhl gibt Milch   entleert zu werden   beinahe greifbar  

im Umgang mit sich selbst gedunkelt    Reste der Verzeichnung

Bohrloch   am Faden die fremde Neigung   des Bilderhakens

endlich geben die Teile auf    nur Teil zu sein   im Ganzen

 

Reiseplan   sehr viel zurückgestellt   für neue Nagelschuhe

 

 

 

 

Eingriff

Die Essgestalt    in ihrer Schürze   ein Süße saugender Kuchen
genaue Örtlichkeit der Siebensachen   am Plettbrett griffgünstig

Der Spaß am Nähergerückten trägt eine Nelke im Zopf
die Würfel waren noch nicht gefallen   sagen wir   im Würgegriff

Im Eileiter ist der rote Teppich ausgelegt   zur Probe
jetzt oder später   lautloses Zuwarten   unverbindlicher Zeitbegriff

Vom geschnitzten Holzapfel in Jesu Händchen bei Riemenschneider
mal reinbeißen   Zeuge schlängelt sich   ohne Anstandsbegriff

Test um die Angst des Präsidenten   die Lippen zusehens ein Schlitz
Gefahr gespeichert   am Schirm handhabbar   Maus mit Griff

Werkphase II   beinahe Mysterium   im Rakentenbauch mit Kapitän
das Comic formt die süchtige Figur nicht als Übergriff

Beckett schweigt    seine Haut beredt gefaltet   Endspiel  
Libero foult am Schiedsrichter vorbei   erst im Tor pfiffiger Zugriff

Der Riss durch die Mode-Jury verklebt mit teilnehmender Eifersucht
Mond-Ausschnitt     in der Bluse als ab-und-zunehmender Kunstgriff

 

 

 

Gracia

Anglaia, Euphrosyne, Thalia   ihre Hüftschwünge
im Photo am Bahnhofskiosk     schwarz-weiß

Taschentücher verbinden die Griechen
verbinden ihre Seelen beim Tanz    hautweiß

Nicht das Schiff verlässt diesen Hafen
sondern die abwinkenden Finger   ihr Weiß

Die Verteidigungslinie bricht zusammen
einer hebt die Fahne   sie ist schmutzig-weiß

Die Truppe in schussfester Weste
die Wäsche darunter    melonenrot auf weiß

Kamelfährten durchziehen Wüstenstaub
der Kontrast zu perlendem Öl   knochenweiß

Dezember sei der Monat der Lust am Licht
alles begraben unter blendendem Weiß

Lachend hebt ein Kind seinen Finger
vorbei am Haar der Mutter      zum Wolkenweiß

Lass es doch bitte so bewegend beim Schlendern
unserer Arme und Beine    wohin         wer weiß

 

                                                                                                          

 

Seetreppe

I

Wohin führen deine Wellen, was ist so anziehend am Mond, dass die See ihre Zunge danach leckt?

es scheint eine Angewohnheit des Wassers zu sein vor sich hinzuglucksen. Wir glauben nur eine Frage zu vernehmen, aber enthalten diese Stimmen nicht zugleich
eine Antwort?

von Hügeln der Steilküste aus betrachtet erstreckt sich das Meer als sanfter Teppich. Die Anwohner verstehen daraus weissagende Muster zu flechten

Meer, im Ansaugen der Sonnenstrahlung hast du wohl alle Hände voll zu tun, 
und es gelingt ohne dich mit den länger werdenden Schatten einlassen zu müssen

abends bildet dein Atem am Horizont Mischlicht. Man wünscht es mit in den Schlaf nehmen zu dürfen um Irrwege zu beleuchten

wen aus der herrschenden Windrichtung kann die Seemannsbraut vertraulich
nach der Ankunft des Geliebten befragen?

 

II

Wasser, wenn Nebel deine Wellenkämme verschleiern, warnen Sirenen. In Furcht drosselt der Kapitän die Maschine; Tränen vor dem Blick des Wachhabenden verkürzen die Sicht

Auge in Auge mit einem herannahenden Sturm kann man auf dir, weitoffene Fläche, einsehen, dass es ein Gewinn sein wird, nachzugeben

Steine, das Meer verleiht euch Glanz. Herumgerollt werden – da seid ihr in eurem Element

am Strand kniet ein Mädchen - sanfte Wellen salzen die Wünsche an ihren Füßen

Mitsommernacht am Fjord – im Schein flackernden Kerzenlichts das Lachen der Liebenden auf schwankenden Ruderbooten

die zwei Badetücher im Duschbad des Hotels sind verklebt von Fischschuppen

Glockenton    nah der Boje nah dem Hafen    Wiederkehrende

 

III

tiefes Seitenlicht des Nachmittags. Seegras, von einer Brise bewegt, laufen seine Schatten entlang weißer Dünen

aus unterseeischen Vulkanspalten erwarten wir Taucher zurück. Unterkühlt steigen
ihre glitschigen Körper aus der Brandung – an ihren Speeren Rochen

Meer, ist es wahr, dass man den Großen Bären auf dir tanzen sehen kann?

es beginnt zu regnen, und nur so zur Gesellschaft fangen wir an zu weinen

wenn du, ausufernde See, an ein Versprechen gemahnt wirst, kannst du dich abwenden und sagen: ich weiß, ich sagte es, ich wiederhole mich, und trotzdem - nie werde ich ganz dieselbe sein

 

IV

noch hat die See im Geben und Verlangen nicht nachgelassen. Neue Flut neue Münder

Meer, mit wie wenig Asche bitten wir dich, einen Freund heimzunehmen

Lautréamont kommt und du entkleidest dich wortreich. Es braucht nur eine Anspielung von Maurice Ravel und zwischen deinen entfernten Tälern lassen sich neue Saiten aufziehen

Versaille – wir helfen nur wenig nach, und schon entführen uns verliebt deine Fontänen

die mit Wasserfarben malen, fühlen deinen Körper in sich ausgestreckt. Warum lässt du deine erregendsten Wellen von Japanern in Holz schneiden?

Welle und Teilchen zugleich – vielleicht in einer Flaschenpost? Kann eine Nachricht
die See spurlos durchqueren? Ist es so, als stünden uns Dauer und Ziel einer Reise
zur Wahl?

Ozean, ich nehme eine Muschel aus deinem Sandstrand, lobe dich, lass mein Kind
mit dir spielen. Immer verbeugst du dich mit einem geheimnisvollen Wispern und entschwindest

falls du einen Wunsch hegst, gib ihn mir bekannt. Mit welcher Freude würde ich mich
dir als Geschenk aushändigen

 

 

 
                                                                                              

Vibrierende Küste

Hitze erweitert Abstände
die Sandale sucht auf Sandstein Halt

Abend    in der Seebrise Salz
zum Greifen dicht

Blick zur Treppe   im Minarett
Zugluft    ihr Sog nach oben

im Arabischen aufgehoben
die Stille vor dem Ruf

auf der obersten Plattform
entfesselt  
die alltägliche Bestürzung über die Lust

während des trockenen Kusses
vornübergebeugt
das Gebet

die Unebenheiten
die Risse
vom Wind in den Wangen  

 

 

 


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